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35 Ehemalige Synagoge

In Ellinger gab es nachweisbar schon im 16. Jahrhundert jüdische Mitbürger, die gesellschaftlich und rechtlich grundsätzlich den christlichen Untertanen der Ballei Franken des Deutschen Ordens völlig gleichgestellt waren.

Der Landkomtur des Deutschen Ordens in Ellingen, Friedrich Carl von Eyb plante, das historisch gewachsene Ellingen in eine typische barocke Residenzstadt mit rechtwinkeligem Straßensystem und Gebäuden mit mindestens zwei Stockwerken nach einer sehr genauen Vorgabe mit einheitlichen Fassaden umzubauen. Dazu erstellten seine Baumeister Matthias und Sohn Andreas Binder umfangreiche, sehr detaillierte Pläne. Die erste "neue Gasse" entstand westlich und parallel zur Weißenburger Straße. Das Gelände zwischen deren Häusern und der Stadtmauer war landwirtschaftlich genutzt. Die meisten Hausherren der Weißenburger Straße waren Lehensnehmer des Ordens und konnten daher leicht zur Abgabe bewegt werden. Auch der Handelsmann und Bankier Samuel Landauer stimmte einer Grundstücksabgabe zu. Im Gegenzug wurde in der Straßenflucht dieser "Neuen Gasse" auch eine Synagoge errichtet.

Das Synagogen-Äußere wirkt sehr schlicht, weil sich das Gebäude in das Straßenbild mit geschlossener Bauweise einzufügen hatte. Der Standort war aber entgegen dem heutigen Eindruck eine sehr privilegierte Lage. Vor der Synagoge erweiterte sich die Neue Gasse zu einem Platz, am dem sich an der Westseite das ehemalige Stadttor genau gegenüber dem Fraueneingang Synagoge befand. Heute ist das Stadttor verschwunden und die Hälfte dieses Platzes mit dem ehemaligen Feuerwehrhaus überbaut.

Der Fraueneingang befand sich gegenüber dem Tor. Judenschule und Rabbinerwohnung rechts daneben. Im linken unteren Eck, vom Tor her gesehen, befand sich die Mikwe.

In der Reichskristallnacht vom 9. November 1938 wurde das 1929 letztmals renovierte Bethaus mit Unterstützung eines aus Weißenburg und einigen umliegenden Dörfern kommen-den SS-Kommandos gestürmt und das gesamte Inventar zerschlagen. Die Nähe der "arischen" Nachbarbebauung verhinderte wohl ein Niederbrennen. Am 17. November 1938 musste der Sakralbau an den Angrenzer in der Neuen Gasse verkauft werden, der die Gebäudehülle in eine Scheune umwandelte. Eine Pressenotiz in den Weißenburger Nachrichten vom 16.11.1938 verkündet freudig das Ende der Synagoge wie auch jeden anderen Verkauf eines jüdischen Anwesens im hiesigen Raum. Erst zu Beginn der 1960er Jahre erfolgte durch den Umbau in ein Wohnhaus die Zerstörung des Synagogen-Innenraumes. Ein Rabbiner war in Ellingen zwar ansässig, allerdings staatlicherseits im Königreich Bayern nie anerkannt. Wir wissen aus einer Auto-Biographie der Tochter des letzten Ellinger Rabbiners, dass es sich um eine orthodoxe Gemeinde gehandelt hat und wie sich die Ellinger in den 1930 Jahren ihren jüdischen Mitbürgern gegenüber daneben benommen haben.